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Corporate Governance

Corporate Governance bezeichnet den Ordnungsrahmen aus Regeln, Verfahren und Prozessen, nach denen Unternehmen geführt und kontrolliert werden. Sie dient dem Ausgleich der Interessen von Aktionären, Vorständen, Aufsichtsräten, Aufsichtsbehörden und weiteren Stakeholdern. Ziel ist es, langfristige Wertschöpfung, ethisches Verhalten und rechtliche Konformität sicherzustellen. In Finanzinstituten ist Corporate Governance entscheidend für Marktvertrauen, Finanzstabilität und das Management systemischer Risiken. Wirksame Governance-Strukturen beinhalten klar definierte Zuständigkeiten, Transparenz, Risikokontrolle, Rechenschaftsmechanismen und Stakeholder-Dialoge. Die Corporate Governance-Rahmenwerke in Slowenien und der EU basieren auf den OECD-Grundsätzen, nationalen Gesellschaftsgesetzen und sektorspezifischen Vorgaben.

Corporate GovernanceAufsichtsratAktionärsrechteStakeholder-DialogGovernance-KodexFührungskräfteverantwortungRisikokontrolleTransparenzinterne KontrollenGovernance-Rahmenwerke

Definition und Bedeutung

Corporate Governance beschreibt das System, nach dem Unternehmen geführt und gegenüber ihren Stakeholdern zur Rechenschaft gezogen werden. Sie gewährleistet Transparenz, Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit – besonders in regulierten Branchen wie Banken, Versicherungen und Kapitalmärkten.

Grundprinzipien

Zu den zentralen Prinzipien gehören Rechenschaftspflicht, Fairness, Transparenz und Verantwortung. Diese spiegeln sich in der Arbeit von Aufsichtsgremien, im Verhalten der Führungskräfte, in Offenlegungspflichten und im Stakeholder-Engagement wider.

Struktur und Funktion des Vorstands

Aufsichtsräte setzen die strategische Ausrichtung fest, überwachen das Management und stellen regulatorische Konformität sicher. Effektive Gremien zeichnen sich durch Unabhängigkeit, Diversität und Fachkompetenz aus. In zivilrechtlich geprägten Ländern wie Slowenien sind Zwei-Gremien-Systeme üblich (Vorstand und Aufsichtsrat).

Vergütung und Anreize für Führungskräfte

Governance-Systeme verlangen, dass Vergütungsstrukturen auf langfristige Interessen von Unternehmen und Stakeholdern abgestimmt sind. Vergütungsrichtlinien sind offenzulegen und unterliegen gemäß der EU-Aktionärsrechte-Richtlinie II der Zustimmung der Aktionäre.

Prüfungsausschüsse und interne Kontrollsysteme

Unabhängige Prüfungsausschüsse sind zentral für die Finanzaufsicht. Sie sichern interne Kontrollen, Prüfungsqualität und Risikomanagement. Börsennotierte EU-Unternehmen sind laut Abschlussprüferrichtlinie verpflichtet, solche Ausschüsse einzurichten.

Aktionärsrechte und Mitwirkung

Corporate Governance schützt grundlegende Aktionärsrechte wie Stimmrecht, Dividendenanspruch und Teilnahme an Hauptversammlungen. Unternehmen müssen eine transparente Kommunikation fördern und relevante Governance-Themen offenlegen.

Stakeholder-Governance

Moderne Governance erkennt neben Aktionären auch Mitarbeiter, Kunden, Gläubiger, Aufsichtsbehörden und die Öffentlichkeit als relevante Interessensgruppen an. Stakeholder-Einbindung ist zentral für ESG-Konformität und gesellschaftliche Akzeptanz.

ESG- und Nachhaltigkeits-Governance

Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) sind zunehmend in die Aufsichtsratsarbeit integriert. Die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) verpflichtet Unternehmen zu ESG-Offenlegungen und Sorgfaltspflichten entlang der Wertschöpfungskette.

Rechtsrahmen in Slowenien

In Slowenien wird Corporate Governance durch das Gesellschaftsgesetz (ZGD-1), sektorspezifische Gesetze (z. B. ZBan-3, ZTFI-1) sowie durch Soft Law wie den slowenischen Corporate Governance-Kodex geregelt. Diese Regelungen stehen im Einklang mit EU-Vorgaben und den OECD-Leitlinien.

Corporate Governance im EU-Kontext

Die EU fördert Governance-Harmonisierung durch Richtlinien wie die Aktionärsrechte-Richtlinie II, die CSR- und NFRD-Richtlinien sowie die Eigenkapitalrichtlinie (CRD). Diese wirken sich auf Gremienstrukturen, Offenlegungspflichten und Stakeholder-Verantwortung aus.

OECD-Leitsätze für Corporate Governance

Die OECD-Grundsätze definieren international anerkannte Standards für Governance. Sie umfassen Aufsichtspflichten, Aktionärsrechte, Transparenz und Gleichbehandlung. Sie dienen als Referenzrahmen für EU- und slowenische Regelwerke.

Risikogovernance und Compliance

Aufsichtsgremien müssen ein wirksames Risiko- und Compliance-Management sicherstellen. Governance-Versagen resultieren oft aus unzureichender Risikosteuerung oder Interessenskonflikten auf Vorstands- oder Managementebene.

Governance in Finanzinstituten

Banken und Versicherungen unterliegen strengeren Governance-Anforderungen gemäß EU-Vorgaben (z. B. CRD, Solvency II). Dazu gehören Anforderungen an Zuverlässigkeit und Eignung, interne Governance-Strukturen und Vergütungskontrollen.

Fehlentwicklungen in der Corporate Governance

Vergangene Skandale (z. B. Wirecard, Enron) verdeutlichen die Bedeutung von Transparenz, unabhängiger Prüfung, Kontrolle durch den Aufsichtsrat und Schutz von Hinweisgebern. Sie haben weitreichende regulatorische Reformen ausgelöst.

Rolle der Aufsichtsbehörden

Institutionen wie die Bank von Slowenien, die ATVP und die EBA überwachen die Einhaltung der Corporate Governance bei Finanzunternehmen. Sie können Sanktionen verhängen, Lizenzen einschränken oder Strukturmaßnahmen anordnen.

Corporate Governance in Start-ups und KMU

Kleinere Unternehmen sollten Governance-Strukturen proportional zur Unternehmensgröße gestalten – mit Ausgewogenheit zwischen Flexibilität und Verantwortlichkeit. Besonders bei Venture-Finanzierung oder Börsengängen steigen die Anforderungen an Governance.

Digitale Governance und Cyber-Risiken

Mit zunehmender Digitalisierung müssen Aufsichtsräte auch IT-Governance, Cybersicherheit, Datenschutz und technologische Risiken überwachen – einschließlich KI, Cloud-Architekturen und digitaler Ethik.

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